Trauer ist ein ungemein tiefgreifendes und facettenreiches Gefühl. Es ist von einer großen Intensität geprägt, meist hervorgerufen durch den Schmerz des Verlusts. Die Ursachen für diesen Verlust können äußerst vielfältig sein. Oftmals resultiert Trauer aus dem Verlust eines geliebten Menschen oder eines bedeutenden Wesens. Doch Trauer kann auch entstehen, wenn wir uns mit dem Verlust eines Lebensentwurfs konfrontiert sehen. Sei es der Verlust eines Arbeitsplatzes, die unerfüllte Sehnsucht nach einem Kind oder der Schmerz des Scheiterns eines langgehegten Plans. Nicht selten durchleben Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt in ihrem Leben einen Trauerprozess über die Nichtrealisierung ihres Lebens, wenn sie zurückschauen und erkennen, was alles hätte sein können, jedoch nicht möglich war.
In meiner Erfahrung entsteht Trauer stets dann, wenn wir uns von etwas trennen müssen, das uns am Herzen lag, mit dem wir tief verbunden waren, wenn etwas, das uns innerlich erfüllte, unerreichbar bleibt. Trauer entsteht auch dann, wenn wir realisieren, das essentielle (Bindungs-) Bedürfnisse früher nicht erfüllt wurden.
Im Folgenden möchte ich den Verlust eines geliebten Menschen als Ausgangspunkt nutzen, um das komplexe Gefühl der Trauer zu ergründen. Die Prinzipien, die ich hier erläutern werde, lassen sich grundsätzlich auf sämtliche andere Formen des Trauerprozesses übertragen, sei es der Verlust einer Idee, eines Traumes oder anderer Formen des Verlusts, die mit Trauer einhergehen.
Meiner Ansicht nach dient Trauer und der damit einhergehende Prozess dazu, den Verlust zu akzeptieren, ihn in unser Sein zu integrieren. Trauer beschreibt den Weg zu einem neuen Dasein, sie ist ein Gefühl, das der Verbundenheit und Nähe, die wir erlebten, Rechnung trägt und uns zugleich auf eine tiefgreifende innere Reise vorbereitet, um in einem neuen Leben anzukommen. Das mag weitreichend klingen, doch bin ich fest davon überzeugt. Es ist von großer Bedeutung.
Wirkliche Trauer bedeutet, sich in einem Abgrund zu befinden, dessen Tiefe kaum zu ergründen ist. Ich glaube, dass Trauer eines der tiefsten und authentischsten menschlichen Gefühle ist, dass sie uns mit unserem wahrhaftigen Menschsein, unserem tiefsten Inneren, in Berührung bringt. Wenn wir trauern, sind wir zutiefst soziale Wesen. In diesem Zustand spüren wir auf intensive Art und Weise, wie sehr uns zwischenmenschliche Beziehungen prägen, wie sehr wir uns über diese Verbindungen definieren und welch zentrale Rolle sie in unserem Leben spielen.
Die Intensität der Trauer hängt stark von der Tiefe der Bindung zu den Menschen oder Wesen ab, die wir verlieren. Wenn wir tief mit jemandem verbunden sind, berührt der Verlust viele Aspekte unseres Inneren. Wenn wir beispielsweise eine enge Bindung zu unserem Lebenspartner oder unserer Lebenspartnerin haben, gibt es in uns Anteile, die sich nur in dieser speziellen Verbindung vollständig fühlen, und wenn diese Bindung stark ist, kann sie sogar unsere Identität prägen.
Mit einem Gefühl der Selbstverständlichkeit betrachten wir uns als Partner oder Partnerin, wenn wir mit unserer geliebten Person zusammen sind. In einer solchen Beziehung ist die Verbundenheit so tief und stark gewachsen, dass es innere Anteile gibt, die sich nur in dieser besonderen Konstellation erleben lassen. Ähnliches gilt für Familienmitglieder. Wenn wir beispielsweise eine enge Bindung zu unseren Großeltern haben, erleben wir uns in ihrer Gegenwart auf eine einzigartige Weise. Wenn diese geliebte Person dann von uns geht, muss dieser Teil unseres Selbst einen neuen Halt finden. Es handelt sich hierbei um gesunde Bindungen, die nichts mit Abhängigkeit zu tun haben, sondern vielmehr Ausdruck unserer sozialen Natur sind, unserer Fähigkeit, tiefgehende Verbindungen einzugehen. Wenn wir also Abschied nehmen müssen, einen Verlust betrauern von jemandem, mit dem wir tief verbunden waren, dann werden Anteile unseres Inneren in ihrer Identität zutiefst erschüttert.
Es ist wichtig zu erkennen, dass Bindung und Verbundenheit äußerst vielschichtig sind. Im Moment des Verlusts, im Trauerprozess, werden wir auf vielfältige Weise herausgefordert. Es gibt keine allgemeingültigen Rezepte für den Umgang mit Trauer und Trauerprozessen, obwohl sie oft angeboten werden. Trauer ist so komplex wie die Bindung selbst. Der Trauerprozess ist ein Weg, auf dem unsere verschiedenen Facetten, die eine Bindung zu betrauern haben, Trost, Zuwendung und Halt benötigen, um sich in dieser Welt, in diesem Leben, in unserer Psyche, in unserer inneren Welt wiederzufinden.
Wenn wir trauern, geschieht dies auf vielschichtige Art und Weise. Dies zu erkennen und anzunehmen ist von großer Bedeutung, da wir als Menschen oft dazu neigen, Trauer zu pathologisieren. Trauer ist ein tiefgründiger Prozess, der Zeit braucht und sich nicht erzwingen lässt.
Trauer erinnert uns daran, dass wir lebendig sind, dass wir fähig sind zu fühlen, zu lieben und zu heilen. Möge jeder, der trauert, Trost finden in der Gewissheit, dass er nicht allein ist, dass sein Schmerz gehört und verstanden wird, und dass es Raum gibt für Hoffnung und Heilung.
Ein integrierter Prozess macht dich und mich verletzlicher und somit können wir besser mit anderen in Verbindung sein.
In tiefer Verbundenheit,
Ganz herzliche
Micha Madhava
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Verletzlichkeit ist ein zentraler Bestandteil menschlicher Erfahrungen. Sie ermöglicht uns den Zugang zu intensiven Momenten und wird somit zur kostbarsten Ressource unseres Seins. Im folgenden möchte ich einen Einblick in die Kraft der Verletzlichkeit geben und die Bedeutung eines authentischen Ausdrucks beleuchten.
Als Kinder sind wir voller Enthusiasmus und Spontaneität in diese Welt geboren worden. Doch im Laufe der Jahre verlieren wir oft den Bezug zu diesem wertvollen Geschenk. Misstrauen gegenüber dem Leben und anderen Menschen schleicht sich ein, und wir lernen, unsere Verletzlichkeit zu verbergen.
Um uns mit anderen Menschen verbinden zu können, ist es unerlässlich, dass wir uns sicher fühlen. Dieser Schritt kann nicht übersprungen werden, wenn wir uns wieder in die Verletzlichkeit wagen möchten. Gemeinsam können wir erforschen, wie du wieder sicheren Halt in dir selbst finden kannst.
Für viele Menschen ist der Weg zur Wiederentdeckung der Verletzlichkeit mit traumatischen Erfahrungen verbunden. Eine traumasensible Prozessbegleitung kann dabei helfen, diese Erfahrungen anzunehmen und zu heilen. Durch eine einfühlsame Begleitung kannst du Schritt für Schritt lernen, deine Verletzlichkeit zu akzeptieren und als Quelle deiner Stärke zu nutzen.
Ein authentischer Ausdruck ermöglicht es dir, deine ganz individuelle und einzigartige Erfahrung von Intensität mit anderen zu teilen. Indem du dich verletzlich zeigst und deine wahren Gefühle offenbarst, schaffst du eine Verbindung zu anderen Menschen. Diese Offenheit kann dir die Freude und Fülle bringen, nach der du suchst.
Verletzlichkeit ist kein Zeichen von Schwäche, sondern ein Ausdruck von Mut und Echtheit. Indem wir uns unserer Verletzlichkeit bewusst werden und sie zulassen, eröffnen sich uns neue Möglichkeiten der Verbindung und des Wachstums. Lass uns gemeinsam den Wert der Verletzlichkeit erkunden und den Mut finden, uns authentisch auszudrücken.
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