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Die Wichtigkeit des Erlebens unseres eigenen Erfahrungsraumes

Micha Madhava • 1. April 2024

"Die Wichtigkeit des Erlebens unseres eigenen Erfahrungsraumes"



Ich möchte heute mit 2 Fragen beginnen:

Wie bewusst bist du dir über deinen eigenen Erfahrungsraum? 

Welche Beziehung hast du zu deinem inneren Erfahrungsraum?


In meinem Verständnis und basierend auf meiner Beobachtung liegt ein wesentlicher Aspekt unseres Leidens und unserer Frustration oft darin, dass wir im Konflikt mit unserem inneren Erleben stehen. Wir fühlen uns unzufrieden, unglücklich oder leiden, überzeugt davon, dass das, was gerade passiert, nicht so sein sollte. Gabor Maté sagt das wirklich sehr treffend: "Es geht im wesentlichen immer darum, gesehen, gehört und gehalten zu werden. Und wenn das nicht in ausreichendem Maße passiert ist, dann sind wir in irgendeiner Art und Weise traumatisiert." Andersrum gesagt, Trauma ist, wenn wir nicht ausreichend gesehen, gehört und gehalten wurden.


Gesehen und gehört werden ist sehr subjektiv


Diese Begriffe mögen abstrakt erscheinen und werden wahrscheinlich unterschiedlich interpretiert. Ich möchte dir gerne meine Interpretation anbieten, oder du kannst dir selbst die Frage stellen: Was bedeutet es für mich, gesehen zu werden?

Denn es ist ja eher ein subjektives Gefühl, und für mich bedeutet es, dass mein Gegenüber die Fähigkeit hat, sich in meinen ErfahrungsPerspektive einzufühlen, ohne zu bewerten. Es bedeutet, dass ich einen Raum habe, in dem ich meine Gefühle ausdrücken kann, ohne Angst vor Bewertung oder Ablehnung zu haben. Doch oft fällt es uns schwer, einfach so zu sein, wie wir es empfinden, aufgrund elterlicher, kultureller und moralischer Konditionierungen darüber, wie Dinge sein sollten.


Einen Platz zu haben, an dem wir unsere Gefühle zum Ausdruck bringen können, ist bedeutend und ist das Wesen von - "Gehört werden". Das trifft besonders auf die Gefühle zu, die oft keine Wertschätzung erfahren, wie Wut, Zorn, Ärger, aber auch Traurigkeit, Verzweiflung, Unsicherheit und Ohnmacht. Gerade Ohnmacht ist eine Herausforderung, da sie kaum in Worte zu fassen ist. Doch auch die Möglichkeit, Liebe, Zuneigung und Freude uneingeschränkt zum Ausdruck bringen zu dürfen, ist so essentiell. Viele von uns hatten nicht die (gefühlte) Erlaubnis, Freude und Glück zu zeigen, entweder weil sie mit Menschen aufgewachsen sind, die sich selbst nicht freuen konnten, oder weil positive Gefühle abgewertet wurden.


Was bedeutet es für dich gehört zu werden?


Hohe emotionale Intensität ohne Überforderung


Der Schlüssel von traumsensibler Arbeit ist es, dir die Möglichkeit zu geben, eine wohlwollende Beziehung zu deinem inneren Erfahrungsraum zu entwickeln. Denn dies führt zu dem subjektiven Gefühl, dass er gehalten wird. Den Raum zu halten und präsent zu sein, ist etwas, was viele von uns nicht gelernt haben, weil sie Eltern hatten, die gar nicht oder nur sehr selten in ihrer eigenen Präsenz waren. Also konnten wir auch nicht die Erfahrung machen, wie sich denn ein wirklich präsenter Mensch anfühlt, denn dann hätten wir uns davon etwas abgeschaut.

Ein Hauptaspekt meiner Begleitung ist es daher, einen Raum der Präsenz anzubieten, um mit dem Augenblick sein können. Hohe emotionale Intensität ohne Überforderung erleben zu können. So lernt das Nervensystem sich zu dehnen. So verlieren ungewollte oder widersprüchliche Gefühle mit der Zeit ihren Schrecken.


Denn je besser es uns eben gelingt, diesen Erfahrungsraum mit all seinen Schönheiten und Herausforderungen zuzulassen, können wir auch unsere individuelle Existenz erfahren, Sinnhaftigkeit erleben und unsere Verletzlichkeit, die eben auch darin besteht, dass wir darauf angewiesen sind, gesehen, gehört und gehalten zu werden, mit anderen teilen. Dieses Wunder der individuellen Existenz und der damit einmaligen Erfahrung, wie du die Welt erlebst, ist ein kostbares Geschenk für uns alle.



Verbindung und Heilung


Und tatsächlich, eine tiefe Verbindung kann auch nur dann entstehen, wenn wir die Bereitschaft mitbringen, den Erfahrungsraum meines Gegenübers, meines Partners, zu würdigen. Das ist damit auch gemeint, wenn ich immer wieder wiederhole, dass Verletzlichkeit bei dir anfängt. Verletzlichkeit ist eine Einladung, denn je mehr Akzeptanz, Wohlwollen und Mitgefühl du für deinen eigenen Erfahrungsraum und die zum Teil sehr widersprüchlichen emotionalen Anteile, die darin um Aufmerksamkeit ringen, aufbringst, desto mehr wirst du auch für den Erfahrungsraum deines Gegenübers, deines Partners, aufbringen. Und somit könnt ihr euch gegenseitig das Geschenk des Haltens geben. Das ist ein des Weg des gemeinsamen Wachstums und der Heilung.


Frühlingseinladung


Ich lade dich ein, dir dieses Wochenende Zeit zu nehmen, dich in die Frühling verheißende Sonne zu setzen und dich zu fragen: Welches Verhältnis hast du zu deinem inneren Erfahrungsraum?

Ich bin mir sicher, du hast genug Fantasie und Kreativität in dir, um auch zu einer anderen Jahreszeit einen entsprechenden Raum zu finden, etwas inne zu halten und der Antwort zu lauschen.


Vielleicht möchtest du die Antwort aufschreiben oder mit einem lieben Menschen teilen.

Wenn du in einer Partnerschaft lebst könntet ihr euch vielleicht darüber austauschen.


Ich wünsche dir eine liebevolle Verbindung zu deiner inneren Welt. Sie ist kostbar und wunderschön, und es berührt mich immer wieder, wenn ich daran teilhaben darf, mit all ihren Facetten.


Von Herzen

Micha Madhava



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